Baumlos!?

Nach meiner langen Sattelodysee habe ich beschlossen mal meine Erfahrungen mit den verschiedenen Baumlossattelmodellen aufzuschreiben, auf das sie jemandem nützen mögen! Alle Sättel wurden auf folgendem Pony getestet:



Merkmale:

- ausgeprägter, schmaler und weit in die Sattellage reichender Widerrist
- etwas Schwung
- mittlere Kammerweite
- kurze Sattellage (max. 50cm)
- schwierige Gurtlage

Also der Schrecken jedes Sattelsuchenden!

Folgende Modelle wurden getestet:



1. Torsion Xtra Light mit Westerngurtung (NP 840 Euro)


Sattel und Sitz: Der Sattel ist von guter Qualität. Das Sitzgefühl ist sehr breit, aber sehr bequem. Mit dem Kauf eines Xtra Seats lässt sich das Sitzgefühl wohl verschmälern.

Widerristfreiheit: Der Sattel ist meiner Meinung nach nichts für Pferde mit ausgeprägtem Widerrist, vor allem nicht wenn dieser schmal ist. Der Sattel lag auf dem Widerrist auf, besonders im hinteren Bereich und dieser war nicht freizubekommen. An den Seiten bot er keinerlei halt und wabbelte herum.

Andere Probleme: Die Gurtlage war sehr ungünstig, viel zu weit hinten.

Wem könnte der Sattel passen?
Der Torsion ist meiner Meinung nach etwas für Pferde die breit von der Statur sind und keinen oder nur sehr wenig Widerrist haben. In diesem Fall wohl der ideale Wanderreitsattel.

2. Barefoot Cheyenne/Lexington (NP 239/669 Euro)


Sattel und Sitz: Die Qualität der Sättel entspricht ihrem Preis, das trifft besonders auf den Cheyenne zu. Ein stark genutzter Barefoot ist wohl nach 2-3 Jahren platt. Der Sitz ist sehr gut, schmal für mein Empfinden, lediglich beim Lexington war die Sitzfläche etwas knapp bemessen und die Fork drückte vorne links am Oberschenkel.

Widerristfreiheit: Beim Lexington (und wohl auch beim in dieser Hinsicht baugleichen Cherokee) sehr gut, beim Cheyenne nicht ausreichend für Rubin, also eher was für Pferde mit leichtem-mittleren Widerrist.

andere Probleme: Nach 15km Trab in den Steigbügeln stehend war die Bügelaufhängung durchgedrückt und es bot sich ein sehr beunruhigendes Schweißbild.

Für wen könnte der Sattel gut sein:

Reiter, die nicht viel in den Steigbügeln stehen oder sehr leicht sind (max. 55-60 Kilo), eventuell tritt das Problem nicht so schnell auf, wenn das Pferd kaum Widerrist hat.
Ich finde diese Sättel ideal für Kinder, da es aufgrund ihres niedrigen Preises nicht so dramatisch ist, wenn mit dem Sattel mal etwas unachtsamer umgegangen wird und aufgrund des geringen Gewichts der Kinder werden diese wohl auch keine Probleme mit der Bügelaufhängung haben, selbst wenn sie viel in den Bügel stehen.


3. Startrekk Delfin (NP: 1450 Euro)


Sattel & Sitz: Der Sattel ist von guter Qualität, der Sitz konnte nicht getestet werden.

Widerristfreiheit: Mittelmäßig, leichter bis mittlerer Widerrist wäre ok. Ähnlich wie der Torsion hatte der Sattel aufgrund des schmalen Widerrist vorne keinerlei Halt und lag bergab.

Wem könnte der Sattel passen?
Leichter-mittlerer Widerrist, breit in der Schulter.

4. Startrekk Comfort Shorty (NP: 1250 Euro)


Sattel & Sitz: Der Sitz ist sehr gut. Die Qualität des Sattels finde ich verbesserungswürdig, er sieht nach ein paar Mal nutzen schon sehr abgenutzt aus, das braune Leder verfärbt stark, auch wenn das Leder so noch einwandfrei ist, fürs Auge ist das nicht so schön.

Widerrist: Sehr gut, mit Reitergewicht (70kg) jedoch nicht ausreichend, so dass ich mein Pad mit 1 Lage Verbundschaum und 1 Lage Filz polstern musste, so liegt er endlich frei.

Probleme: Soweit keine, laut Sattlerin und Chiropraktikerin passt er und drückt nicht, ein Sattel mit einer idealeren Passform werden wir für Rubin wohl nicht finden. Einer Haflingerstute ohne Widerrist bereite er die Rückenschmerzen ihren Lebens.


Fazit:

Das ein baumloser Sattel auf jedes Pferd passt bzw. sich auf jedes Pferd anpassen lässt stimmt nicht, auch Sattler teilen diese Meinung meiner Erfahrung nach nicht. Zwischen den Modellen und Herstellern liegen teilweise himmelweite Unterschiede in Sachen Passform und Qualität.
Das baumlose Sättel nicht Gewichtsbeschränkt sind kann ich ebenfalls nicht bestätigen. Bei Pferden mit wenig bis keinem Widerrist mag das Gewicht höher werden dürfen, bei Pferden mit viel Widerrist ist meiner Meinung nach bei 70kg Schluss.
Ich empfehle beim Kauf eines baumlosen einen kompetenten und unabhängigen(!!!) Sattler, der sich auf baumlose spezialisiert hat, zu befragen und kann nur empfehlen die Passform von einem Sattelkundigen Chiropraktiker/Osteopathen o.Ä. überprüfen zu lassen, sonst können Tierarztkosten die Folgen sein.
Warnen möchte ich auch vor dem ersten Täuschungseffekt den die baumlosen Sättel mit sich bringen. Die Pferde laufen in den meisten Fällen wie befreit wenn sie einen baumlosen auf sich liegen haben, auch wenn dieser nicht passt und irgendwo drückt! Man liest nicht selten von Fällen in denen das Pferd erst ganz toll lief und nach einem halben Jahr plötzlich den Sattel nicht mehr akzeptierte. Auch Rubin lief mit dem Torsion super, bis die Chiropraktikerin schlimme Verspannungen im Hals feststellte und das kommt doch sehr häufig vor. Deshalb ist es wichtig, einen Fachmann kommen zu lassen um sicherzugehen, dass dem Pferd keinen Schaden zugefügt wird.


Adressen Baumloshersteller:

- Startrekk (Testsattel muss beim Händler geliehen werden)
- Torsion (Testsättel leihen möglich)
- Barefoot (Testsattel nur beim Händler möglich)
- Freeform (Testsattel leihen möglich)